Mitglied der SCNAT

Die SGV setzt sich für die Förderung der Versuchstierkunde und das Vorantreiben des Tierschutzes und der ethischen Erwägungen bei Tierexperimenten ein. Diese Ziele sollen durch die Organisation der Ausbildung und des Informationsflusses innerhalb der wissenschaftlichen Gemeinschaft erreicht werden.mehr

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Die Verwandlung von Big Science

Forschungsmagazin «Horizonte» Nr. 119

Was könnten wir mit zehn Milliarden machen? Olympische Spiele finanzieren oder einen Flughafen? Einen Staudamm oder einen Flugzeugträger? Oder doch eher ein futuristisches Weltraumteleskop?

Horizonte Nr. 119

Seit dem Zweiten Weltkrieg stimmen Politik und Gesellschaft regelmässig Mammutprojekten zu – trotz astronomischer Kosten. Denn Big Science bringt uns zum Träumen. Sie befriedigt unseren Erkenntnisdrang und dient uns als handfester Beweis dafür, dass wir die Natur bis in die entlegensten Winkel zu erkunden vermögen.

Für alle Disziplinen offen

Die vielleicht erstaunlichsten Erfolge kann dabei die «Wissenschaftsdiplomatie» vorweisen: Sie schafft es, nicht nur die politische, sondern auch die finanzielle Unterstützung zahlreicher Länder für gemeinsame wissenschaftliche Projekte zu gewinnen. Und Big Science bringt Zusammenarbeit auch auf andere Weise voran: Die grossen Forschungsinfrastrukturen stehen inzwischen allen Disziplinen offen. Es geht nicht mehr nur um die Beobachtung eines Schwarzen Lochs, sondern um den medizinischen Fortschritt oder den Schutz der Umwelt. Diese Strategie zahlt sich aus, weil mehr und unterschiedlichere Akteure und Anwendungsmöglichkeiten die Chancen für eine Finanzierung erhöhen.

Enorme Bürokratie

Die Gefahr bei solchen technologisch hochkomplexen Projekten besteht darin, Werkzeug und Ziel zu verwechseln. Denn die ungeheuren Investitionen über Jahrzehnte führen zu einer eigenen Dynamik: enorme Bürokratie, unrealistische Versprechen und Forderungen nach verwertbaren Ergebnissen. Dies könnte die Forschenden dazu verleiten, sich auf Verwaltung und Kommunikation zu konzentrieren und die Bereitschaft aufzugeben, Risiken einzugehen und neue Wege zu beschreiten.

Kompromisslose Ehrlichkeit

Das Beispiel von John Ellis am Cern lässt hoffen. 2007, also ein Jahr vor der Inbetriebnahme des neuen Teilchenbeschleunigers, hatte er in Nature die Ansicht geäussert, dass die Nichtbeobachtung des Higgs­Bosons interessanter wäre als dessen Entdeckung – ganz im Widerspruch zur Ansicht der für die LHC­Finanzierung verantwortlichen Politik. Damit wissenschaftliche Megaprojekte ihre wahre Bestimmung – den Erkenntnisgewinn – erfüllen, müssen sie den eigentlichen Kern der Wissenschaft schützen: kompromisslose Ehrlichkeit. Selbst wenn die Wahrheit Leute verärgert, die ein Projekt ermöglicht haben – oder gerade dann.

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